Lernreisen sind Forschungs-Trips in neue Erfahrungswelten. Teilnehmer lernen von fremden Unternehmen und erlangen in innovativen Ökosystemen Impulse für das eigene Geschäft. Sie erkunden Strategien und sammeln Best Practice. Prominent ins Blickfeld geriet dieses Lernformat als Kai Diekmann, der ehemalige Chefredakteur der Bildzeitung für ein Jahr ins Silicon Valley ging, um den Spirit und die Digitalisierungsstrategien kalifornischer Internet-Startups zu erleben und diese, zurück in Deutschland, in den Axel-Springer-Verlag einzubringen.
Dieses Vorgehen fand zahlreiche Nachfolger und ist als Impulsgeber für Innovation und Transformation nun auch in der Welt heimischer Unternehmen angekommen.
Sehen. Staunen. Begreifen.
Das Grundprinzip von Lernreisen lautet: Erfahrungen machen am eigenen Leib. Sehen. Staunen. Begreifen. Und das Begriffene später ummünzen in Strategien für das eigene Unternehmen. Was man mit eigenen Augen sieht, hinterlässt viel mehr Eindruck und verankert sich viel stärker als Gelesens in Fachbüchern oder Vorträge von Redner auf Kongressen. Neues Handeln entsteht aufgrund gemachter Erfahrungen.
Vorbereitet ins Neuland
Das Thema und die Inhalte jeder Lernreise werden gezielt vorbereitet. Die Teilnehmer reisen mit konkreten Fragen an. Obwohl jede Lernreise anders und individuell ist, haben sie doch einige Charakteristika. Besucht werden in der Regel 4-6 Organisationen auch branchenfremde. Die Zeit sind eng getacktet. Drei bis vier Gesprächspartner pro Tag sind die Regel. Zudem gibt es Lunch-Vorträge und Workshops oder Meetup Besuche am Abend mit regionalen Akteuren.
Aktiv und explorativ!
Weil die Intensität enorm ist, benötigt es Pausen zum Reflektieren. Lernreisen führen die Teilnehmer bis an die Grenzen ihrer Aufnahmenfähigkeit. Das ist gewollt! Denn so kommt es zu besten Lerneffekten. Um erfolgreich den Transfer ins eigene Unternehmen zu schaffen braucht es den Dreiklang: schauen, schlafen sprechen. Die Teams reflektieren, nachdem sie darüber geschlafen haben, über all das, was sie am Vortag wahrgenommen haben. Dadurch, dass jeder Teilnehmer einen anderen Blick auf die Dinge hat, kommen in den Debriefings Facetten ans Licht, die man alleine nie gehabt hätte.
Entdecken statt suchen!
Pivoting – das im Kontext von Innovationsprojekten viel zitierte Schlagwort gilt auch für Lernreisen. Es beschreibt den Effekt, zufällig etwas wertvolles zu entdecken, obwohl man nach etwas anderem gesucht hat. Dazu müssen die Teilnehmer das Unerwartete zulassen. Die spannendsten Begegnungen sind oft nicht dort, wo man sie vermutet. Auf einer Lernreise passiert viel am Rand!
Blick über den Tellerrand
Auf einer Lernreise heißt es: absolut offen sein. Und die Sache mit Ernst, aber auch Gelassenheit und Spaß angehen. Die richtige Haltung ist Voraussetzung, um möglichst viele und nachhaltige Lernerfahrungen zu sammeln. Ich gebe Reisenden gerne folgende Empfehlungen mit auf ihren Weg: Vergessen Sie, was Sie wissen: Lassen Sie Ihre Vorurteile zu Hause und öffnen Sie Ihren Geist für andere Denkarten und Wege, wie Dinge laufen. Je weniger Sie werten und bewerten, desto mehr unterwartete Entdeckungen werden Sie machen. Umso mehr Erkenntnisse werden Sie erlangen, die für Ihre Arbeit relevant sind
Komfortzone ade!
Komfortzonen werden nur durch unbequeme Erfahrungen erweitert. Darum ist es relevant, individuelle wie kollektive Herausforderungen zu adressieren. Sind Sie ehrlich und sagen Sie in den Debreifings Ihre Meinung! Sie bekommen so viel, wie Sie geben: Der zentrale Faktor einer erfolgreichen Lernreise ist das offene Teilen von Wissen. Beachten Sie, dass viele Personen Beiträge für Sie leisten. Teilen Sie auch Ihre Erfahrungen und geben Sie Ihnen Rückmeldungen zu Vorschlägen und Konzepten. Die Vor- und Nachbereitung macht den Unterschied: Identifizieren Sie im Vorfeld jene Fragen, die Sie erforschen möchten. Erst die Reflexion und die Transferarbeit mit etwas Abstand nach der Lernreise bringen jene Erkenntnisse, die bei der Umsetzung im Unternehmen den Unterschied machen.